Im Rahmen eines Wettbewerbs für die Marienkirche Lübeck sollte ein gestalterischer Ansatz gefunden werden, der verschiedenste Aspekte anstehender Erneuerungsarbeiten zusammenführt. Herzstück des war die kritische Wiederherstellung des im 2. Weltkrieg zerstörten Lettners.
Leitgedanke des Entwurfes ist, die historische Gestalt des Lettners in eine zeitgemäße Form zu abstrahieren. Die gotischen Bündelpfeiler werden in eine Tragstruktur aus bronzefarbenen Rundrohrbündeln übertragen. Die Gewölbekappen und Stirnseiten werden mit Metallgewebe in einem goldenen Farbton geschlossen. Dieses diaphane Motiv würdigt die Auflösung der Fläche als Errungenschaft der Gotik.
Die Umwandung der Empore wird durch Messinglamellen gebildet. Auf diese wird eine Abstraktion der 1942 verlorenen Bildwerke geätzt – eine Technik, die die Farbigkeit des Originals widerspiegelt. Somit werden die zerstörten Werke in Erinnerung gerufen, aber nicht blind rekonstruiert.
Die Lamellen sind schwenkbar ausgebildet, was der Schalllenkung auf dem als Sängerempore genutzten Lettner dient.
Der Bestandsboden gesichert und so weit wie möglich wiederverwendet, ebenso wie die zu bergenden Grabplatten. Am Fredenhagenaltar wird der historische Schachbrettbelag freigelegt und konserviert werden.
Dieses Motiv zitiert der Bodenbelag um das Taufbecken. So formiert sich eine Polarität zwischen Taufbecken und Altar, zwischen der sich die Bestuhlung aufspannt. Die Bedeutung der Gemeinschaft bildet sich im Durchschreiten des Bankblocks im Mittelgang ab und gipfelt in der Ankunft und Zusammenkunft am Altar.
Durch die Neugestaltung des Bodens wird auch der Hochchor barrierefrei erreichbar.
Im Mittelschiff werden neue Bänke vorgesehen, deren Ausrichtung sich durch Umklappen der Lehne ändern lässt. Deren Farbgebung bezieht sich auf Ausmalung und verlorene Ausstattung.
Als Windfang für den Eingangsbereich in der Südervorhalle werden die Jochbögen mit Glas verschlossen. Dabei bildet ein mittiger Rahmen das Tragwerk, wodurch Raum für eine filigrane Anschlussfuge bleibt.
Verkaufs- und Kassenhäuschen werden in einem Kubus aus Metallgewebe mit variabel faltbaren Wänden zusammengefasst.
Für das Kerzenopfer wird der bisherige Altartisch umgebaut. Die vier Tischfelder werden vollflächig mit sandgefüllten Messingschalen belegt. Die Christusdarstellung wird ausgespart und verleiht dem Ort eine archaische Würde.
Bauherr: Ev.-Luth. Kirchengemeinde St. Marien zu Lübeck
Planung: Wettbewerb
Projektzeitraum: 2024
Mitarbeiter: Moritz Laros
Standort: Lübeck