Erweiterung der Kirche zum Kolumbarium St. Thomas Morus

Kerzenort im Urnenblock
Paradiesgarten

Die Kirche Sankt Thomas Morus wurde so umgebaut, dass eine Doppelnutzung von Gemeindekirche und Kolumbarium geschaffen wurde. In der ersten Ausbaustufe können im Kirchenraum und Innenhof bis zu 1.000 Urnen beigesetzt werden.

Das 1979 von Jörn Rau erbaute Kirchengebäude folgt mit seiner an ein Zelt erinnernden Form dem Exodusgedanken. Um dieses Motiv zu verstärken, sollten alle wesentlichen Elemente im Raum positioniert und nicht an die Außenwände gehängt werden und damit die freie Form des Zeltes wirken zu lassen, gleichzeitig aber die Erfahrbarkeit des Raumes in seiner Gesamtheit zu erhalten. Die Raumzonen und Funktionen von Urnenbegräbnisstätte und Gemeindebereich wurden verwoben, in dem in den Stützenachsen Urnengräber zu Blöcken zusammengefasst angeordnet wurden, deren Ausmaße die Wirkung des großen Kirchenraumes auch aus der Sitzposition des Gläubigen heraus nicht stören. Der Blick auf die Urnengräber ist möglich, er drängt sich jedoch nicht auf.

Die Seele eines jeden Grabblockes besteht aus einer Fächeranlage aus Baubronze, deren Kanten auch bei geschlossenen Grabkammern zwischen den Grabplatten durchscheinen. Größere Ausnehmungen als Sitzgelegenheit oder kleinere als Ort für Kerzen- und Blumenopfer werden in jedem Grabblock angeboten.

Die Idee der Urnengrabblöcke wird im Außenbereich fortgeführt. Der großzügige Innenhof wird zum „Paradies“, einem gefassten Garten der Stille.

Im Urnengarten sind neben den vorerst zwei Grabblöcken und der Urnenwand drei Laubbäume mit Sitzbänken erstellt, die zum Verweilen einladen. Die Laubbäume zitieren das Rilke‘sche Motiv der fallenden Blätter, das für die Vergänglichkeit allen Lebens.

Alle Grabplatten sind in einem warmen Ton aus eingefärbtem Beton gefertigt. Sie dienen als Verschlusssteine der Urnengräber und sind Träger der Namen, die in Bronzelettern eingelassen werden. Die Grabplatten verschließen die Kammern in drei Ebenen, so dass eine starke Profilierung mit entsprechendem Schattenwurf den Urnenblock auflockert.
Der Mittelbereich der Grabblöcke im Außenraum ist als Gemeinschaftsgrab und als flach geneigtes Becken zur Vogeltränke ausgebildet.

Im Zentrum des Gartens befindet sich im Pflaster eine bronzene Platte, die den Ort der Tiefenbohrung für die „Ewige Asche“ kennzeichnet.

In Zusammenarbeit mit der Bildhauerin Ricarda Wyrwol und Munder + Erzepky Landschaftsarchitekten

Bauherr: Stiftung Katholisches Trauerzentrum Sankt Thomas Morus

Projektumfang: 520 m²

Planung: Wettbewerb, LP1-9

Projektzeitraum: 2015 - 2017

Baukosten: 1 .300.000 €

Fotos: Klemens Ortmeyer, Andreas Rowold

Mitarbeiter: Ulrike Bergmann (WBW), Johannes Beinhauer (Umsetzung)

Standort: Hamburg-Stellingen