Johanneskirche Hamburg-Rissen

1936 wurde die Johanneskirche Rissen von C.G. Bensel errichtet. Sie präsentiert sich nach außen als regionalistische Dorfkirche mit traditionellen Materialien und einer wuchtig-gedrungenen Gestalt.
Im Inneren hingegen stellte die Johanneskirche in ihrer originalen Form eine Synthese aus Heimatstil und neuem Bauen dar: weiße, klare Raumvolumen und eine Bewegungsarchitektur, die über den im Osten gelegenen Eingang die Wahrnehmung der anderen Gemeindemitglieder fördert, verrieten einerseits Bensels Ideen einer demokratischen Architektur, spielten aber andererseits zusammen mit althergebracht wirkenden Holzbauteilen an Decke und Ausstattung. Kernidee war das asymmetrische Spiel um die Mittelachse.
Ein Umbau durch H. Graaf in den 1960ern verfälschte dieses Raumkonzept. Der Eingang wurde nach Süden verlegt, Decke und Orgelbrüstung mit Lamellen verkleidet und raffinierte Raumfolgen zugemauert. Später kamen unpassende Materialien, schlechte Beleuchtung, unsensible Ergänzungen und Rußschäden hinzu.
Ziel der Sanierung war zunächst die Beseitigung von Bauschäden. Risse im Mauerwerk wurden geschlossen, der Putz restauratorisch erneuert, der Glockenturm mit einem Sprengwerk statisch verstärkt.
Weiterhin sollte die denkmalgerechte und kritische Wiederherstellung der Bensel‘schen Raumkonzeption erfolgen. Der Kirchenraum sollte in seinen Ursprungsqualitäten wiederhergestellt werden, ohne den Wandel der Zeiten zu verleugnen. Daher ging es bei der Sanierung auch um die Ertüchtigung der Kirche mit Blick auf Energieeffizienz und zukunftsfähige Gottesdienste.
Der alte Eingang wurde reaktiviert und mit einer Neugestaltung von Windfangtür und Informationstafel aufgewertet. Dabei signalisiert die Neuanlage des Außenbereichs mit dem translozierten Steinaltar Graafs nicht nur den neuen Zugang, sondern stärkt auch den Bezug zum gegenüberliegenden Gemeindehaus und ermöglicht Außengottesdienste.
Veränderte Wandöffnungen im Altarbereich wurden wiederhergestellt. Die entstehende Taufnische wurde mit zwei Messingregalen ausgekleidet, die als Kerzenwände für Opferkerzen dienen und die bereits beim Betreten den Blick auf die Prinzipalstücke ermöglichen. Die Originalbänke wurden in Absprache mit der Denkmalpflege so umgerüstet, dass flexiblere Gottesdienstformen ermöglicht wurden. Heller Putz, ein freundliches Lichtkonzept (B. Wand), hochwertige Prinzipalien (B. & S. Lutzenberger), ein neuer Terrazzoboden und eine zeitgemäße Ausstattung kennzeichnen das neue, alte Raumgefühl für eine lebendige Gemeinde.

Bauherr: Ev.-Luth. Johannes-Kirchengemeinde Rissen

Projektumfang: 450m²

Planung: LP 1-9

Projektzeitraum: 2019 - 2024

Baukosten: 1.450.000 €

Fotos: Klemens Ortmeyer, Hans Brack, Büro

Mitarbeiter: Johannes Beinhauer, Moritz Laros

Standort: Hamburg-Rissen